Studieren unter Corona

Studienbeginn im Home-Office

Der Beginn eines Studiums ist mit vielen Unsicherheiten und Neuerungen verbunden, weshalb ein Einstieg nicht immer leicht ist. Durch Corona-Bedingungen standen viele Studienanfängerinnen und -anfänger jedoch plötzlich vor ganz anderen Schwierigkeiten. Wir haben uns gefragt, wie sich die Situation auf Studienanfängerinnen und -anfänger ausgewirkt hat. Im Rahmen einer Umfrage haben wir Erst- und Zweitsemester zu diesem Thema befragt.

Gründe für ein Studium trotz Corona-Bedingungen

Wir haben die Studierenden gefragt, warum sie trotz Corona-Bedingungen ein Studium beginnen wollten. Die genannten Gründe bezogen sich in einigen Aspekten weniger auf die aktuelle Lage. Eher wurden allgemein bekannte Gründe für ein Studium angebracht, wie Unzufriedenheit im Beruf oder die Hoffnung auf neue Zukunftsaussichten.

Ein Aspekt, der bei dieser Frage ebenfalls eine Rolle spielt, ist die individuelle Wohnsituation. Einige Studierende, die bereits im zweiten Semester unter Corona-Bedingungen studieren, wohnen in Studentenheimen. Ein Studienabbruch würde somit auch eine räumliche Veränderung bedeuten. Auch wenn Studierende mit der Situation im Online-Studium nicht zufrieden sind, bleiben sie oft dabei, um die eigene Wohnung nicht zu verlieren.

Pandemiebedingt hatten einige Studierende zuvor Zeit, sich persönlich weiterzubilden oder neue Interessen zu finden. Das führte dazu, dass bei einigen auch das Interesse an einem ITR-Studium geweckt wurde.

Gründe für und gegen einen Studienabbruch

Die Überlegung, das Studium abzubrechen, scheint bei den Studierenden im ersten und zweiten Semester stark vorhanden zu sein. Als Ursachen gaben die Studierenden typische Schwierigkeiten des Online-Studiums an. Ein Kennenlernen unter den Studierenden wird durch das Online-Studium erschwert. Während sich Studierende der höheren Semester zuvor in Vorlesungen treffen und austauschen konnten, bieten digitale Online-Meetings wenig Anreiz für Studierende der ersten Semester, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Online-Meetings, Moodle-Foren und WhatsApp-Gruppen – das sind zurzeit die üblichen Kontaktstellen vieler Studierender. Der fehlende direkte Austausch untereinander führt dazu, dass man sich gegenseitig fremd ist. In der Umfrage sprachen einige Studierende von „fremden Menschen“. Daher kann schnell ein Gefühl von Einsamkeit aufkommen.

Schwierig ist auch die Lernmotivation. Präsenzveranstaltungen und die Räumlichkeiten der Hochschule bieten Studierenden die Möglichkeit, sich auf das Studium zu konzentrieren – ob allein oder in Lerngruppen. Dies fällt durch das Online-Studium auf einmal weg. Mir selbst, als Studentin im höheren Semester, fällt es mittlerweile schwer, meine Aufgaben jeden Tag am selben Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung zu erledigen. Dass ein Studium unter diesen Umständen keinen Spaß macht und man überlegt, es abzubrechen, ist mehr als verständlich.

Ein Aspekt, der gegen einen Studienabbruch spricht, ist die individuelle Wohnsituation. Einige Studierende, die zum Beispiel bereits im zweiten Semester unter Corona-Bedingungen studieren, wohnen in Studentenheimen. Ein Studienabbruch würde somit auch eine räumliche Veränderung bedeuten. Auch wenn Studierende mit der Situation im Online-Studium also nicht zufrieden sind, bleiben Sie dabei, um die eigene Wohnung nicht zu verlieren.

Natürlich bringt das Online-Studium auch Vorteile mit sich. Die Befragten sprachen dabei vor allem zwei Aspekte an: Zeitersparnis durch fehlende Anfahrtszeiten und Flexibilität. Studierende, die einen längeren Anfahrtsweg haben, müssen nicht auf Bus und Bahn warten und haben somit mehr Zeit, die sie effektiv nutzen können. Auch unterschiedliche Module oder Online-Angebote wie Sprachkurse der Hochschule können dadurch einfacher genutzt werden.

Tipps fürs Online-Studium und danach​

Trotz aller Umstände sagten einige Studierende in der Umfrage, dass sie das Studium weiterempfehlen würden. Wir hoffen daher, dass alle Studierenden das Online-Studium erfolgreich meistern und Präsenzveranstaltungen bald wieder regulär möglich sind. Tipps, um das Online-Studium leichter bewältigen zu können, oder einen Einblick in den Corona-Alltag von Studierenden erhaltet Ihr unter den folgenden Links:

Aber nicht alle Probleme können durch einfache Tipps geklärt werden. Wir haben darum außerdem mit der Psychologisch-Therapeutischen Beratung für Studierende (ptb) gesprochen. Welche Unterstützung hier für Studierende angeboten wird, erfahrt Ihr unter dem folgenden Link:

Lehren unter Corona-Bedingungen –
ist das machbar?

Das Grundkonzept der Lehre an der Hochschule Hannover baut auf der Präsenzlehre auf, in der sich Dozierende und Studierende direkt austauschen, in Laboren Praktisches erleben und in Vorlesungen Lehrinhalte hinterfragen. Anfang 2020 änderte sich dies plötzlich. Aufgrund der Corona-Bedingungen standen die Dozierenden nun vor der Herausforderung, Modulinhalte digital zu vermitteln. Studierende können nicht unbedingt nachvollziehen, mit welchen Schwierigkeiten dies verbunden ist. Wir haben daher unsere Dozierenden befragt, wie sie mit dieser Umstellung umgegangen sind und wie sie die Online-Lehre bewerten.

So haben die Dozierenden den Umstieg auf die Online-Lehre erlebt

Ähnlich wie die Studierenden fanden sich nun auch die Dozierenden vor dem eigenen Rechner in Online-Meetings wieder. Diese Umstellung war für die meisten Dozierenden in erster Linie eines: anstrengend. Grund hierfür war die Tatsache, dass man sich plötzlich anstatt in einem gefüllten Vorlesungssaal vor einem leeren Bildschirm wiederfand. Es gab natürlich auch technische Hürden. Neue Programme – und dazu zählen nun einmal auch Tools für Online-Meetings – benötigen Einarbeitungszeit. Dozierende mussten daher während des Semesters lernen, ihren Unterricht mit neuen Mitteln zu gestalten. Dies führte nicht selten zu Schwierigkeiten. Schnell ist mal ein falscher Link für ein Meeting bereitgestellt worden, kein Ton vorhanden gewesen oder ein Meeting versehentlich vorzeitig beendet worden. Auch die Studierenden haben dies meist live miterlebt.

Es zeigte sich jedoch auch, dass die Vorbereitung auf eine Online-Veranstaltung weitere Hürden mit sich bringt, da nicht alle Lehrmethoden im Online-Format funktionieren. Aufgabenstellungen müssen noch konkreter gestellt werden, da im Online-Bereich die Interaktion mit den Studierenden während der Aufgabenbearbeitung oft schwierig ist. Und: Die richtigen Formulierungen zu finden, kostet Zeit. Dieser Mehraufwand macht sich somit in der Vorbereitung der Module bemerkbar. Unsere Dozierenden berichteten uns, dass sie deutlich mehr Zeit für die Planung der Inhalte aufwenden müssen, um uns die Inhalte auch angemessen vermitteln zu können. Beispielsweise müssen aufgezeichnete und vertonte Präsentationen im Vorfeld gut durchdacht sein, um mögliche Rückfragen zu vermeiden.

Praxisnahe Labore trotz Corona-Bedingungen

Im Studiengang ITR gibt es seit der Umstellung auf das neue Curriculum auch praxisnahe Labore, die trotz bestehender Corona-Bedingungen zum Großteil in Präsenz stattfinden konnten. Zu den Laboren gehören zum einen das Schreiblabor, das Britta Görs durchführt, und zum anderen das Technische Labor, das von Sabine Walter betreut wird. Wir haben beide Dozentinnen zu ihren Erfahrungen während der Corona-Zeit befragt.

Das Schreiblabor fand bereits zum zweiten Mal statt. Ein wichtiger Aspekt dieses Moduls ist die Arbeit mit dem Programm Adobe FrameMaker. Dieses Programm erlaubt das modulare Erstellen von anleitenden Texten. Durch die Corona-Bedingungen war es den Studierenden leider nicht möglich, jederzeit die Rechner der Hochschule zu nutzen, um mit dem Programm an den Texten zu arbeiten. Die Lösung des Problems waren zusätzliche Termine sowie die Möglichkeit, das Programm auch privat zu installieren. Britta Görs merkte an, dass die Studierenden die Aufgaben in dem Modul sehr gut hinbekommen hätten. Einzelheiten zum Modul und den Aufgaben haben wir im Praxisbeispiel zum Schreiblabor beschrieben. Den Beitrag findet Ihr hier:

Das Technische Labor, das erstmalig stattfand, verlief nach Angaben von Sabine Walter reibungslos. Die Inhalte konnten trotz Corona-Bedingungen wie bereits vor der Pandemie geplant in Präsenz vermittelt werden. Die Studierenden wurden in Teams aufgeteilt, in denen sie Versuche unter Einhaltung von Abstandsregeln durchführen konnten. Da bereits viel Zeit in die Vor- und Nachbereitung der Versuche investiert wurde, waren die Teilnehmenden tatsächlich nur an wenigen ausgewählten Terminen vor Ort in der Hochschule. Walter teilte uns anschließend mit, sehr froh gewesen zu sein, dass es zu keinen Ansteckungsfällen gekommen sei und alle Teilnehmenden sehr diszipliniert gewesen seien. Weitere Informationen zum Modul und den Aufgaben im Technischen Labor findet Ihr hier:

Präsenz- oder doch Online-Lehre?

Die Online-Lehre hat Vorteile: Interviews lassen sich deutlich flexibler planen, Anfahrtswege fallen weg und Arbeitsmaterialien werden direkt online geteilt. Etwa durch das gemeinsame Arbeiten auf Pads (digitale Notizblöcke, auf denen mehrere Personen schreiben können) und in Online-Dokumenten können die Dozierenden die Zwischenstände der Studierenden schnell nachvollziehen. Mit der Online-Lehre kommen Studierende unterschiedlich gut zurecht. Viele würden sich jedoch auf ein Wiedersehen in Präsenz freuen, um etwa spontane Unterhaltungen auf den Fluren der Hochschule zu führen. Und auch unter den Dozierenden herrscht die einhellige Meinung: Präsenz bleibt das A und O an der Hochschule.

Die Nachteile der Online-Lehre sind deutlich spürbar. Nonverbale Kommunikation bleibt meist aus. Das kann etwa dazu führen, dass Dozierende nicht sofort erkennen (können), ob Studierende Schwierigkeiten haben, die sie nicht verbal kommunizieren. Dies führt zu einem Mehraufwand in der Vorbereitung der Online-Lehre. Fragen wie „Ist die Aufgabenstellung verständlich?“ oder „Können die Studierenden den Inhalt nachvollziehen?“ sind entscheidend, um die Online-Veranstaltung erfolgreich zu planen. Auf die Frage „Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Präsenz- Vorlesungen wieder möglich sind?“ erhielten wir oft eine Antwort: Man freue sich auf das Zusammensein. Da in den Online-Vorlesungen lange nicht alle Studierenden die Kamera anmachen, bleibt die nonverbale Rückmeldung meistens aus. Den Dozierenden fehlen dadurch wichtige Anhaltspunkte, ob die Studierenden einen Sachverhalt oder eine Aufgabenstellung verstanden haben. Aber auch das spontane Treffen, wie etwa auf den Gängen in der Hochschule, wird vermisst. Sich zu sehen und auszutauschen ist ein Aspekt, der von den Dozierenden geschätzt wird. Als Studierende können wir den Antworten auf die einleitende Frage, worauf man sich bei der Wiederaufnahme der Präsenz-Vorlesungen am meisten freue, nur zustimmen. Es ist angenehmer, im Vorlesungssaal an einer Aufgabe zu verzweifeln, als zu Hause auf einen Bildschirm zu starren. Im Vorlesungssaal ist die Hilfe der Dozierenden meist nicht weit, weil sie auch auf nonverbale Signale reagieren können. Auch wir hoffen, besonders für die nachkommenden Semester, dass Vorlesungen bald wieder regulär in Präsenz stattfinden können.

Eine gemeisterte Herausforderung

Wir waren, sind und bleiben eine Präsenzhochschule.

Interview mit dem Präsidenten der Hochschule Hannover:
Prof. Dr. Josef von Helden

Wie gehen Sie persönlich mit der aktuellen Situation um?

Für mich ist es eine unglaubliche Herausforderung, eine Hochschule in diesen Zeiten zu führen, weil alle Bereiche von der aktuellen Lage betroffen sind. Zum einen müssen wir versuchen, unsere Kernaufgabe trotzdem auszuführen, nämlich die Studierenden mit einer bestmöglichen akademischen Qualifikation zu versorgen und den Studienfortschritt zu ermöglichen. Zum anderen dem Gesundheitsschutz Rechnung tragen, was unglaublich viel Management an der Hochschule erfordert. Dies betrifft Lehrveranstaltungen, die im digitalen Raum durchgeführt werden können, die Abwicklung von Prüfungen bis hin zur Abstimmung zwischen den Präsidentinnen und Präsidenten der Hochschulen in der Landeshochschulkonferenz und darüber hinaus Abstimmungen mit dem Ministerium. Es ist also eine Riesen-Herausforderung, die einen so in Arbeit hält, dass Müdigkeit wahrscheinlich erst irgendwann danach aufkommen kann.

Seit Anfang letzten Jahres befinden wir (die Studierenden) uns nun in der Online-Lehre und mussten uns auf Online-Meetings umstellen. Wie war diese Umstellung für Sie?

Bei mir war die Umstellung genauso, mit allen Vor- und Nachteilen. Zum einen mit der Herausforderung, sich dem digitalen Format technisch und auch inhaltlich zu nähern. Es werden jetzt alle Besprechungen und Gremiensitzungen, in denen ich beteiligt bin, online durchgeführt. Das hat einerseits den Vorteil, dass wir merken, dass man sich sehr viel kurzfristiger treffen kann. Man ist im Grunde immer nur einen Klick voneinander entfernt. Es hat aber den großen Nachteil, dass bei aller Kommunikation, die online gelingt, einfach das persönliche Treffen und all das, was dazugehört, fehlt. Persönliche Begegnungen – und zwar nicht in einem digitalen, sondern einem echten Raum – gemeinsam zu sein, sich auszutauschen. All das sind Dinge, die natürlich auch bei mir fehlen.

Welche Aspekte waren in der Umstellung auf die Online-Lehre besonders schwierig?

Besonders herausfordernd ist natürlich, dass es nicht mit einer technischen Umstellung getan ist. Hinter einer guten Lehrveranstaltung steht ein didaktisches Konzept und das didaktische Konzept ist oder war bislang natürlich auf Präsenzveranstaltungen ausgerichtet. Das heißt, wenn man in die Onlinewelt geht, muss man natürlich sein didaktisches Konzept anpassen und überlegen, wie man die Inhalte trotz allem mit aller Praxisorientierung, die uns ausmacht, rüberbringen kann. Das erfordert schlicht und ergreifend eine neue Herangehensweise für die Lehrenden. Das ist eine Riesen-Herausforderung und ich habe einen Riesen-Respekt, wie unsere Lehrenden vor gut einem Jahr mit dieser spontan aufgekommenen Situation umgegangen sind und jetzt auch einen langen Atem zeigen.

An welchen Stellen sehen Sie noch Verbesserungsbedarf in der Online-Lehre?

Mit der Zeit können wir erst Dinge erschließen und erarbeiten, die dazu führen, dass die Online-Lehre nicht nur ein Sprechen in Mikrofon und Kamera ist, sondern dass man die Möglichkeiten, die Online-Lern- und Lehrplattformen bieten, auch ausschöpft, um Lehrveranstaltungen so anzubieten, wie wir sie wollen: in seminaristischer Art mit persönlicher Ansprache der Studierenden und mit Erfolgskontrollen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die bei weitem noch nicht komplett ausgeschöpft sind. Aber vor allem besteht Verbesserungsbedarf in der anwendungsorientierten Lehre. Hierzu befinden wir uns auch im Austausch mit den anderen Fachhochschulen, den Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Niedersachsen. Und wir haben beispielsweise auch einen Antrag bei der Stiftung für Innovation in der Hochschullehre gestellt, um gegenseitig voneinander zu lernen. Das ist jetzt eine große Chance. Wir haben alle einen Erfahrungsschatz gesammelt – gute und weniger gute Erfahrungen – und den müssen wir jetzt versuchen zusammenzubringen, um auch für die Nach-Coronazeit das Beste daraus zu machen.

Inwieweit wird die Online-Lehre in Zukunft eine Rolle spielen?

Sie wird eine erheblich größere Rolle spielen als vor der Corona-Zeit. Gleichwohl will ich auch sagen: Wir waren, sind und bleiben eine Präsenzhochschule. Ein ganz entscheidendes Element von uns ist, in Präsenz in unserer Hochschule mit den Studierenden zusammenzukommen und uns dort auszutauschen. Dennoch haben wir gemerkt, wie viel online auch ermöglichen kann und dass einige Veranstaltungsformate sich sehr gut online abbilden lassen, und auch, dass die Unabhängigkeit vom Raum sehr gute Möglichkeiten bietet. Insofern wird es eine ganz große Herausforderung sein, beides intelligent zu kombinieren, damit wir die Vorzüge aus beiden Welten optimal miteinander verbinden. Aber ich freue mich darauf, denn das bedeutet auch Hochschulentwicklung.

An der Fakultät 1 im Studiengang ITR verlief die Umstellung auf das Online-Studium relativ reibungslos. War die Umsetzung an anderen Fakultäten oder Studiengängen schwieriger?

Das ist sehr unterschiedlich. Zunächst einmal haben wir gleich am Anfang die technische und didaktische Unterstützung an der Hochschule für alle Bereiche ausgebaut, das heißt: die Moodle-Plattform BigBlueButton als Videokonferenzsystem für die Lehre. Dort haben wir die Kapazitäten erhöht. Aber auch die didaktischen Beratungsmöglichkeiten für die Lehrenden wurden erweitert, sodass die Lehrenden, in welchen Fachbereichen sie auch immer sind, sich dort einfinden können. Nun liegt es fast in der Natur der Sache, dass die Studiengänge, die ohnehin eher technisch in Richtung Informatik oder Informationsverarbeitung orientiert sind, sich mit den technischen Dingen etwas leichter tun. Und man muss auch sagen: In allen Bereichen an der Hochschule gibt es praktische Bestandteile des Studiums, die fast nicht oder nur sehr schwer abbildbar sind. Das sind die Labore in den technischen Bereichen, das sind Werkstätten im Bereich Design beispielsweise, das sind aber auch im Bereich der Fakultät 5 (Diakonie, Gesundheit und Soziale Arbeit) Formate, in denen zum Beispiel im Bereich Soziale Arbeit Beratung geübt wird. Und Beratung ist auch etwas, wo Präsenz eine ganz wesentliche Rolle spielt. Da liegt es in der Natur der Sache, dass es Bereiche gab, die sich mit dem Online-Format entweder aus fachlicher Hinsicht oder vor dem persönlichen Hintergrund deutlich schwerer getan haben. Wir versuchen als Hochschule die Angebote zu schaffen, damit möglichst alle Lehrenden den Einstieg und die Weiterentwicklung finden können und versuchen sie da bestmöglich zu unterstützen.

Wie hat sich die Arbeit im Präsidium der Hochschule verändert?

Die hat sich insofern verändert, dass wir noch intensiver zusammenarbeiten, um diese Herausforderung in der Hochschule bestmöglich zu meistern. Das schließt nicht nur die Präsidiumsmitglieder ein, sondern auch die Dekaninnen und Dekane, mit denen wir uns noch intensiver im Präsidium austauschen und noch häufiger zu Besprechungen verabredet haben, um die richtigen Wege jeweils der sich dynamisch anpassenden Situation zu beschreiten. Das hat sich natürlich auch dadurch verändert, dass wir uns nun auch vorwiegend in Kacheln auf dem Bildschirm sehen, allerdings eben auch deutlich häufiger spontan zusammenfinden können. Also genau die Vor- und Nachteile, die sie als Studierende und auch andere erleben, die erleben wir auch.

Unser Studiengang feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Wie haben Sie die Entwicklung des Studiengangs im Laufe der Jahre (die Sie nun an der Hochschule sind) wahrgenommen?

Sie sagen es: Der Studiengang besteht länger, als ich an der Hochschule bin. Insofern kann ich über die Anfänge des Studienganges aus eigener Erfahrung gar nichts sagen. Aber ich bin ja selber Informatiker und bin vor 22 Jahren in die Abteilung Informatik an der Hochschule gekommen. Schon damals habe ich den Studiengang Technische Redaktion wahrgenommen, weil er sich durch ein besonders vielfältiges Spektrum und durch eine Interdisziplinarität, die zukunftsweisend ist, auszeichnet. Das war von Anfang an meine Wahrnehmung und hat sich für mich auch immer durchgezogen – durch diese wirklich beachtlichen 30 Jahre. Ich darf ganz herzlich gratulieren an dieser Stelle. Das ist ein tolles Jubiläum. Besonders für einen Studiengang, der jetzt kein Standardstudiengang ist: also Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik. Diese typischen Studiengänge, die es an fast jeder Hochschule gibt, die sind ja Dauerläufer per se, das ist auch gut so. Aber dieser Studiengang, anfangs Technische Redaktion und jetzt Technisches Informationsdesign und Technische Redaktion, hat ja ein ganz besonderes Fachspektrum. Dieses Fachspektrum über 30 Jahre so fortzuführen, erfolgreich fortzuführen und zu entwickeln, ist aller Ehren wert.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Studiengang ITR?

Ich bin ja Informatiker und sehe das dann natürlich erst einmal mit einem Spektrum beziehungsweise Blickwinkel einer Informatikblickweise. Wir gehen im Informatikstudiengang in den Informatikbereichen vielmehr in eine Tiefe der Informatikdisziplin. Diese Informatikdisziplin ist mit einem Studiengang ITR, der so interdisziplinäre und verschiedene Disziplinen zusammenbringt, kaum vergleichbar. Dennoch weiß man als Informatiker, dass in der Informatik im echten Berufsleben nicht unbedingt die technische Tiefe von großer Bedeutung ist. Die muss vorhanden sein. Von Bedeutung ist Kommunikation, Anwendungsbezug, die Sprache der (Fach)Personen zu verstehen und im Projektgeschäft den Kunden zu verstehen. Und natürlich Systeme so zu gestalten, dass sie gut zu bedienen sind. Das ist in dem Studiengang ITR mit integriert, dass man texten muss, dass man gestalten muss, dass man technisches Know-How haben muss. All das muss zusammengebracht werden, damit Technik und Maschinen für Menschen gut bedienbar sind.

Was wünschen Sie dem Studiengang ITR zu seinem Jubiläum?

Ich wünsche dem Studiengang ITR zum Jubiläum erst einmal alles Gute. Nochmal Gratulation für diese lange Zeit, die zurückliegt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mindestens die gleiche Zeit nach vorne blicken. Denn was vor 30 Jahren ja noch kaum abzusehen war, ist, welche Zukunftsausrichtung dieser Studiengang hatte. Wir reden heute jetzt alle über Digitalisierung, in der Corona-Zeit nochmal deutlich verstärkt. Und da zeigt sich ja, dass wir genau die Themengebiete aus dem Studiengang unbedingt für die Fortentwicklung in der Gesellschaft benötigen. Ich wünsche diesem Studiengang, dass er diese Verstärkung der Digitalisierung und Entwicklung in der Gesellschaft aufnimmt und auch nach außen sichtbar wird, welche Kompetenzen Studierende hier erwerben können, um dann in der Praxis, in der Gesellschaft zu wirken – in ihrem Berufsleben und darüber hinaus. Deshalb wünsche ich diesem Studiengang, dass das nach außen so gut sichtbar wird, dass es jederzeit viele Studienbewerberinnen und Studienbewerber gibt – und dieser Studiengang sich in den nächsten 30 Jahren mindestens so entwickelt wie in den vergangenen 30 Jahren.